Donnerstag, Oktober 27, 2005

Appell an den Iran

An den Botschafter der Islamischen Republik Iran

Sehr geehrter Herr Seyed Shamseddin Khareghani,

sind die Meldungen vom heutigen Tage zutreffend, wonach der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad auf einer Konferenz mit dem Titel "Die Welt ohne Zionismus" öffentlich forderte, dass Israel von der Landkarte zu löschen sei?

Die Nachrichtenagentur AFP zitiert Ahmadinedschad in folgender Weise: "Wie es der Imam (Ayatollah Khomeini) gesagt hat, Israel muss von der Landkarte radiert werden."

Viele Bürger Deutschlands sind bemüht, dass der Konflikt um das iranische Atomprogramm keine kriegerischen Folgen hat, denn Verzicht auf Atomares soll nur verlangen dürfen, wer es auch von sich und allen Staaten verlangt, aber es ist wenig glaubwürdig, wenn ausgerechnet ein an Erdöl reiches Land wie der Iran Bedarf an Atomkraftwerken behauptet.
Und die friedlichen Absichten sind erst recht widerlegt, wenn der iranische Präsident sogar noch in angespanntester Zeit mit Sprüchen prahlt, die für antiisraelische Terroristen typisch sind. Das ist das längst nicht nur ein Schlag gegen die ohnehin schwache Friedensbewegung des Nahen Ostens, sondern gegen die Sicherheit der Welt insgesamt.

Es ist nicht neu, dass Politiker ihre Reden auf das jeweilige Publikum zuschneiden, um bejubelt zu werden. In Berlin, in Teheran, in Washington. Doch niemand rede sich mit dem Unrecht anderer heraus, denn falsch wird dadurch nicht richtig. Heute hört die Welt mit, verlangt zurecht Erklärung und Entschuldigung für Unfug und Kriegstreiberei.

Auf der Internet-Titelseite der Iranischen Botschaft schreiben Sie:
"Es ist mein Wunsch und der meiner Mitarbeiter in der Botschaft, dass dieser Informationsdienst und gegenseitige Kontaktaufnahme zur Vertiefung der Kenntnisse der Öffentlichkeit und der politisch-gesellschaftlichen Kreise über Iran und die Entwicklungen im Lande beitragen und die bilateralen Beziehungen im Interesse beider Völker verbessern helfen."

So soll es sein. Dazu braucht es Ehrlichkeit und viel Übung. Und besser noch wirkliche Liebe für das Gute in der jeweils anderen Kultur. Ich wünsche dem Iran Frieden und kluge Führung, die auch Israel Frieden wünscht, denn wahrer Frieden strebt nach Unteilbarkeit.

Richten Sie bitte meinen Protest Ihrem Präsidenten aus, denn solch Brief eines Zivilisten sollte wirken, damit die Menschen nicht falsch hoffen, dass eine "militärische Botschaft" von George W. Bush besser wäre.

Wer die "Auslöschung Israels" fordert, setzt eine rückschrittliche und in jahrzehntelangem Krieg und Terrorismus gescheiterte Politik fort.

Präsident Ahmadinedschad soll sich für seine kriegstreiberische Rede bei den Iranern, bei den Israelis und der gesamten Menschheit entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen
markus s. rabanus

>> Website